Grampians






Wenn auch mit Verspätung, komme ich zu den versprochenen Reiseberichten.

Nachdem ich also einige Woche im Indoor Climbing Gym in Holden Hill trainiert habe, wurde ich gleich zu den Grampians geschleppt, wo ich mich dann an richtigen Felsen versuchen durfte.

Das ganze ist lächerliche 430 km von Adelaide entfernt, also quasi ein Nachbarort für australische Verhältnisse. Wir haben nur fünf Stunden gebraucht. Insgesamt waren wir 20 Leute.

Aber Vorsicht! Die Grampians liegen in Victoria, wir mussten als die Grenze überqueren, was sehr deutlich hervorgehoben wurde (siehe „World Cities“ Artikel). In Victoria ist das Bier anders (schlechter natürlich…), die Hauptstadt ist Melbourne und da sind die Menschen unfreundlicher und kühler als in Adelaide. Ich sollte mich also auf das Schlimmste gefasst machen.
Die Fahrt war sehr angenehm, neue Leute und nette Gespräche über Gott und die Welt.

Am Karfreitag Abend angekommen, ging es auch gleich los mit Klettern an einer nahe gelegene Bouldering Wand. Bouldering ist Klettern ohne Seil, das heißt man ist sehr nahe am Boden und es kommt hauptsächlich auf Technik an. Als Anfänger geht man da schon nach ein paar Minuten. Es ist eben nicht so einfach sein Körpergewicht mit einem Arm hochzuziehen, wobei kleinste Unebenheiten als Halt für die Hände vollkommen ausreichen. Die Leute, die das können, haben Oberkörper wie manch prominenter Bodybuilder. Sehr beeindruckend!






Danach ging es zurück zum Campingplatz, woraufhin es sehr bald dämmerte, was ganz wunderbar war!
Denn noch nie habe ich einen dermaßen klaren Sternenhimmel gesehen. Die Sterne waren so unglaublich deutlich zu sehen, dass einem fast den Atem geraubt hat. Die Milchstraße ging über den ganzen Himmel und war richtig als Bandwahrzunehmen. Das Southern Cross (was sich auf der australischen Flagge befindet), die große Magellansche Wolke und Orion (im April!) waren zu sehen, sowie alle möglichen anderen Sternbilder, die ich nicht identifizieren konnte. Ein wirklich herrlicher Anblick.

Irgendwie wird einem da klar, warum Menschen immer so fasziniert zu Sternen geblickt haben. Bei uns ist das gar nicht mehr so ohne weiteres möglich, weil überall Licht ist und es kaum einen so abgelegenen Platz gibt, um mal in Ruhe die Sterne zu beobachten. Nach einer Weile kam auch der Mond raus, der hell genug war,um viele Sterne zu überstrahlen, so dass die Milchstraße nicht mehr so gut sichtbar war.
Das ganze durfte ich noch die nächsten zwei Nächte bestaunen. Seltsamerweise bin ich jetzt wieder versucht ein Teleskop zu kaufen.


Am Samstag ging es dann zu einem nahe gelegenen Felsen, wo wir dann mit Seilen geklettert sind. Das heißt, ein erfahrener Kletterer ist den Felsen an einer sehr einfachen Stelle hinaufgeklettert (ja, ohne Sicherung) und nimmt ein Seil mit. Wenn es keine einfachen Aufstiege gibt, dann wird Lead Climbing betrieben: Zwei Kletterer haben ein Seil und der Erste nimmt Haken und Karabiner mit sich, befestigt diese im Felsen und hängt sein Seil dort ein, was ihn dann sichert. Der Zweite klettert dann mit demselben Seil nach oben, entfernt das Material aus dem Felsen und wird währenddessen von oben gesichert. Sokommt man zumindest theoretisch die meisten Felsen hoch.
Nachdem die Profis das Seil oben befestigt haben, durften wir Anfänger uns auch mal versuchen, ohne dabei gleich Kopf und Kragen zu riskieren.

Einen echten Felsen zu besteigen, unterscheidet sich stark von den künstlichen Kletterwänden. Das Gefühl an den Händen ist anders, viel kühler und härter; es gibt keine ausgezeichneten Kletterrouten mehr. Man darf alles benutzen, was einem in die Quere kommt, was anfänglich sehr verwirrend sein kann. Zudem ist es wesentlich befriedigender am Ende oben zu stehen und die Landschaft um sich herum zu sehen, als in einer Indoor Sporthalle.

Nach einigen Stunden ging es dann zurück zum Campingplatz und dort musste ich entsetzliches feststellen: Keine Duschen! Kein fließend Wasser, das Trinkwasser musste für alles herhalten, Zähne putzen, Gesicht waschen, Trinken, Kochen, einfach alles. Die Trockenperiode hatte uns wieder eingeholt.

Man stelle sich vor, dass wir jeden Tag mehrere Stundengeklettert sind, dass wir vollgeschwitzt waren und wir hatten keine Chance uns halbwegs zu reinigen. Das war echt hart, vor allem nach drei Tagen. Obwohl am Ende sich ein ironischer Humor eingeschlichen hat, da alle im selben Boot saßen. Am Abend gab es dann den obligatorischen Rotwein und das lokale Bier.



Das erste Wallaby konnte ich dann am Morgen sehen, als es versucht hat sich an unseren Essensresten zu verköstigen. Putzige kleine Tierchen, die durch die vielen Besucher ungewöhnlich zahm sind.

Trotz der langen Nächte ging es jeden morgen früh raus und der zweite Tag wurde an einer anderen Kletterwand verbracht.

Wobei ich hier noch eine kleine Sache einbringen möchte: Nachdem wir einige Stunden von der Kletterwand geschleift wurden, sind wir unseren Profiklettern zu einem nahegelegenen Sims mit darüberliegenden Kletterwänden gefolgt. Dazu mussten wir eine recht abenteuerliche Route hinter uns bringen, die querfeldein durch Gestrüpp und Büsche ging. Das war auch so weit in Ordnung.

Problematisch wurde es dann zum Schluss als die einzige Möglichkeit auf das Sims (ja, ich habe nachgeschaut. Sims hat ‚der’ und ‚das’ als mögliche Artikel) zu kommen ein hauchdünner Pfad war, der in mindestens zehn Meter Höhe lag. Das heißt also, dass man waagrecht klettern musste, ohne Absicherung!

Das klingt jetzt vielleicht ganz lustig, aber als ich da oben war, war es echt beängstigend. Man kommt schon ins Schwitzen und denkt über die Höhe nach. Es ist zwar alles gut gelaufen, aber ich hätte nicht gedacht, dass ich damit ein Problem gehabt hätte. Na ja, vielleicht ist das auch eine ganz gute Erfahrung.

Jedenfalls wurden wir mit einigen Kunststücken von den Profis beeindruckt und die Landschaft da oben war atemberaubend. Ich wollte da gar nicht mehr weg, vor allem wenn man bedenkt, dass es denselben Weg wieder hinunterging.

Der dritte Tag wurde, Ostermontag, dann wieder mit Bouldering verbracht, wo es dann zu einer Höhle in der Nähe ging. Dort waren dann die wahren Könner, die uns gezeigt haben, was möglich ist. Da steht man schon gelegentlich mit offenem Munde da. Ganz zu schweigend von der unglaublich schönen Landschaft in diesem Nationalpark.







sunset rock sunset2
Ich muss gestehen, dass es ein sehr seltsames Ostern für mich war. Es ist sehr seltsam für mich gewesen diesen Tag so zu verbringen. Es kam fast so was wie Heimweh auf, aber nur fast.
An dieser Stelle nochmals (verspätete) Ostergrüße an alle.
Das alles war zwar anstrengend, aber auf eine gewisse Weise auch sehr befriedigend.

Nach drei Tagen Dauersport hat zwar jeder Muskel geschmerzt, man hatte etliche Abschürfungen an Armen und Beinen. Dennoch (oder deswegen?) war es ein gutes Gefühl so gefordert worden zu sein.

Am Montag sollte es also wieder nach Adelaide gehen. Da es aber Mid-Semester-Break war und ich ohnehin vor hatte nach Melbourne und Sydney zu gehen, habe ich spontan beschlossen nicht den ganzen Weg zurückzufahren, da die Grampians ziemlich in der Mitte von Adelaide und Melbourne liegen.
Die nächste Station war also Horshum, einem größeren Ort in der Nähe, wo ich und andere von unserer völlig veratzten Reisegruppe ins Schwimmbad gegangen sind, zum Duschen.





Von dort habe es noch am selben Tag geschafft mit einem Truckdriver in einem Riesentruck nach Melbourne zu kommen. Sehr spannende fünf Stunden Fahrt.

Wir haben zwar kein Känguru überfahren, was mich endgültig zum Australier gemacht hätte, aber immerhin eine Fledermaus.

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